Sonntag, den 5.8.2001Brechtal - Lingolsheimer |
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98 km Höhenmeter: 435 m |
Um Viertel vor zehn geht es das Elzach-Tal hinab, vorbei an schmucken Schwarzwaldhöfen. In Elzach biegen wir dann Richtung Biederbach ab, um nicht länger auf der B 294 fahren zu müssen. Dieses Tälchen erweist sich als außerordentlich romantisch, auf den Feldern wird das Heu noch mit der Gabel gewendet. In Biederbach versucht uns noch ein etwas einfach wirkender Mann die Gegend zu erklären, wir fahren jedenfalls weiter Richtung Hintertal und Grundhof. Der Weg wird zunehmend schmäler und auf unserer Karte (Generalkarte Blatt 6 1999) gibt es eigentlich keine brauchbare Verbindung nach Freiamt. Wir versuchen uns an einem sehr steilen Waldweg, den wir nur dadurch bewältigen, dass wir zu zweit jeweils ein vollbepacktes Liegerad schieben. Kurz danach endet auch dieser Weg. Nach einigem Experimentieren finden wir einen ersten Hinweispfeil und bald darauf eine hochgelegene Wiese, auf der bereits zwei Urlauber ihre Liegestühle ausgepackt haben. Wir sind jetzt in Waldshut und fahren vorbei an Brettental durch die Gemarkung Freiamt, einem losen Zusammenschluss mehrerer Weiler. Hinter Hegenreute wollen wir nach Bleichheim abbiegen, ganz entgegen dem Rat der in bunter Kleidung gehüllten Rennradler, die diese Strasse als unpassierbar deklarieren. Wir sind jedoch seit Island einiges gewohnt und nutzen gern auf solche Weise verkehrsberuhigte Strassen. In Kirnhalden erscheint dann tatsächlich eine Baustelle, die aber mühelos durch kurzes Befahren des Seitenstreifens passiert werden kann. Letztendlich ist es der Bau eines Rückhaltbeckens für die Bleiche, der uns am Weiterfahren nicht behindert. Wir sind jetzt in der Rheinebene angekommen und durchqueren die Weinberge Richtung Ettenheim-Weiler, wo wir uns zu einem großen Glas Apfelschorle, dem Radler-Lieblingsgetränk, niederlassen. So gestärkt, versuchen wir nun die Rheinfähre bei Kappeln zu erreichen, dazu durchqueren wir das schönen Ettenheim, überqueren die B 3, anschließend die Nord-Süd-Magistrale der Bundesbahn, unterqueren riesige Hochspannungsleitungen, überbrücken die Bundesautobahn A 5, fahren an der Nord-Süd-Erdgasleitung vorbei und erreichen schließlich eine der meistbefahrenen Wasserstrassen Europas, den Rhein.
Wir setzen flott mit der kleinen Fähre um, was kostenlos ist, und biegen sofort Richtung Strassburg auf die Rheinuferstrasse ein. Diese zieht sich nun in langgestreckten Windungen durch einen sehr ursprünglich wirkenden Auenwald. Wir vermissen aber nach zehn Kilometern doch gewisse Anzeichen von Zivilisation, die uns eine kurze Stärkung ermöglichen würde. Eine kleine Abwechslung bietet uns eine Schleuse des Kanal du Rhone au Rhin bei Krafft, die von einer Schwanenfamilie genutzt wird. Von dort geht's nach Erstein und mit Ziel Molsheim nach Hindisheim. Hier biegen wir allerdings unglücklicherweise auf einen Feldweg, der uns nach Lipsheim und damit vom Kurs etwas abbringt. Die alten elsässischen Dörfer wirken wie ausgestorben und es gibt immer
noch kein Gasthaus, geschweige denn ein Hotel, wo wir nächtigen könnten. In
Geispolsheim gibt uns ein junges Mädchen den Tipp, in die Auberge de la Chapelle
zu fahren, dem wir folgen. Und tatsächlich handelt es sich um eine erstaunliche
Gartenwirtschaft, die mitten im Feld gelegen, unzählige Franzosen anlockt. Wir
können dort einen sehr guten Flammkuchen essen und entschliessen uns, die angebotene
Zeltmöglichkeit neben der Kapelle nicht anzunehmen, in der Hoffnung, bald etwas
geeignetes zu finden. Auf einem schönen Flurweg ging es in Richtung Blaesheim, ebenfalls ein für uns
ungastliches Dorf. Wir nehmen angesichts der einzigen Möglichkeit den Weg zurück
nach Geispolsheim, alle anderen Strassen sind für Fahrräder gesperrt, wo uns
ein Pärchen den Tipp gibt Richtung Strassburg weiterzufahren. Und tatsächlich
finden wir im Gewirr des südwstlichen Autobahnkreuzes ein Formula 1 Hotel, aber:
Leider ausgebucht! So fahren wir weiter, inzwischen merklich abgekämpft und
für jede Herberge dankbar, um endlich kurz nach Einbruch der Dunkelheit in Lingolsheimer
Industriegebiet im Hotel Juliana (Tel. 03 88 770033) ein einfaches Doppelzimmer
nehmen. Wir lernen daraus: im unteren Elsass ist die Zimmersuche nicht einfach.
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eduard@heindl.de |
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Sommer 2001 http://www.solarserver.de/fr/schwarzwald.html |