Gleich hinter dem Gasthof beginnt der Aufstieg zum Col de la Schlucht.
Zunächst geht es entlang der kaum befahrenen D 67a, die äußerst reizvoll am
Lac de Retournemer vorbeiführt, einem kleinen Waldsee. Danach zweigt die Strasse
in die etwas belebtere D 34, wo uns auch gleich ein großer LKW begegnet, der
sich hier anscheinend verfahren hat. Die Strasse zieht sich weiter steil hinauf
bis zur Einmündung in die D 417, der Hauptverbindung zwischen Colmar und Gerardmer.
Die Strasse ist jetzt dicht befahren, aber bereits nach 2 km erreichen wir den
ersehnten Abzweig zur Hochstrasse Route des Cretes in Richtung Grand Ballon.
Hier
geht es nun etwas ebener auf über 1000 m Höhe entlang und wir entschließen uns,
den Gipfel des Hohneck (1362 m) zu erklimmen. Dort führt ein sehr schmaler,
ungewöhnlich serpentinenreicher Teerweg hinauf. Es fahren zwar auch einige Touristen
auf dieser Strasse, allerdings sehr vorsichtig und langsam, so dass sie uns
Radler nicht stören. Oben angekommen bläst ein derart kräftiger Wind, dass wir
nur kurz die etwas trübe Aussicht Richtung Grand Ballon genießen und dafür rasch
in den Berggasthof einkehren. Dieses
sehr gemütliche Restaurant ( Tel. 03 29 631147) mit offenem Kamin bot uns einen
Fensterplatz, in dem wir in Ruhe und Wärme die hohen Vogesen betrachten konnten.
Danach ging es wieder den kleinen Pass zurück auf die D 430 und in Richtung
Grand Ballon die Höhenstrasse entlang. Es
handelt sich hierbei wirklich um ein ganz ungewöhnliches Gefühl, zwischen den
auf beiden Seiten stark abfallenden Hängen in über 1200 m Höhe bei kräftigem
Wind entlang zu radeln. Immer wieder gibt es kleine Abfahrten, bei denen man
sich fast wie im Fluge fühlt. Das rechts liegende Tal der Thur ist 1000 m weiter
unten, so dass man die vielen Dörfchen nur vage erkennt. Hinter dem Hundskopf
sehen wir erstmals direkt auf den Grand Ballon mit seiner eigenartigen futuristisch
wirkenden Radarstation am Gipfel.
Wir fahren die letzte gut 100 m hohe scharfe Steigung zum Hauptparkplatz nahe
des Gipfels hinauf. Dort stehen Hunderte Pkws und die Franzosen genießen an
einem bunten Kiosk die angebotenen Naturalien. Wir
steigen nun, dem Trek folgend, zu Fuß auf den Gipfel und gehen direkt unterhalb
der Radarkuppel mehrmals um das Gebäude. Es
herrscht ein atemberaubender Wind und wir sind froh, wenig später in das gemütliche
Chalet-Hotel Le Grand Ballon (Übernachtung 2 Personen 450 Francs, Tel.
03 89 487799) einzukehren.
Zunächst
denkt Anne, das Restaurant wäre sogar geschlossen. Tatsächlich sind wir fast
die einzigen Gäste, was fast unwirklich scheint, da nebenan der große Parkplatz
mit den vielen Menschen gut gefüllt ist. Die Einrichtung ist ganz aus Holz und
scheint die letzten hundert Jahre heil überdauert zu haben, was hier keine Selbstverständlichkeit
ist, da ein Hotel in der Nähe den Krieg nicht überstanden hat. Es
gibt eine Bibliothek, in der tatsächlich auch alte deutschsprachige Folianten,
bis in das Jahr 1890 zurückreichend, zum Lesen einladen..
Obwohl
es erst 16.00 h ist, entschließen wir uns, hier in diesem zauberbergartigen
Hotel zu übernachten. Das Zimmer bietet mit seiner vollständigen Holztäfelung
und kargen, aber stilvollen Einrichtung eine wunderbare Herberge. Den Abend
verbringen wir dann in der kleinen Bibliothek. Beim Studium der alten Fachartikel
der Alpenvereinszeitschrift kann man die moderne Zeit fast vollständig vergessen.
In der Nacht wird es völlig still, nur eine kleine Maus, die wohl in der Zwischendecke
umherläuft, irritiert Anne etwas.
Grand Ballon - Guebwiller
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