Dienstag, 3.August 1999 Gras auf Innsand
Thusis
69 km
Maloja

Thusis - St. Moritz

Passss

Kurz vor sieben starten wir ohne Frühstück vom Zeltplatz Thusis. Zum Glück ist der Campingplatz-Wärter bereits wach und öffnet uns die zwischen 22.30 und 7.00 geschlossene Rampe, zudem gibt er uns einen nützlichen Tip, wie wir geradewegs auf die alte Bundesstraßenstrecke kommen, was allerdings das Überqueren einiger schottriger Baustellen erfordert. Die Straßenführung bei Thusis muß man sich mehr wie eine amerikanische Spaghetti-Junction vorstellen, da hier auf engstem Raum der Rhein, die N13, die B13 und einige lokale Straßen sich das enge Tal streitig machen. Hinter Thusis geht es zügig bergauf nach Alvaschein (1001 Höhenmeter) und dann in schöner Schußfahrt hinab nach Tiefencastel, nomen est omen, 851 Meter tief. Tiefenkastel in der SchweizDa Tiefencastel durch die sommerlichen Bauarbeiten nicht gerade ruhig ist, kaufen wir nur kurz in einer Bäckerei gefüllte Laugenbrötchen, süße Stückchen, viel Milch und fahren damit in die Albula-Paßstraße hinein. An der ersten schönen Holzlagerstelle gibt es dann ein kräftiges Bergradlerfrühstück. Der Tag hat sonnig angefangen, jetzt ist es etwas bewölkt, also wunderbares Wetter für den Aufstieg. Weiter geht's über die Orte Alveneu-Bad, Filsur und dahinter durch die immer enger werdenden Täler zum letzten Ort Bergün oder auf rätoromanisch, das hier bereits gesprochen wird Bravuogn.

Felswände am ALbulapassNochmal etwas Nachschub in einer Metzgerei für unsere hungrigen Mägen und von unseren bereits 1367 Metern hinauf in den Paß D´Alvra. Die Straße steigt nun immer zwischen 10 und 12 % an, eine Steigung, die die begleitende Schmalspurbahnlinie nur durch viele Tunnelkehren und Brückenviadukte bewältigen kann. Gespenstisch hört man bald oben, bald unten das Pfeifen der Loks, bevor sie in diese Kehrentunnels einfahren. Immer wieder kreischende Räder der langen bremsenden Güterzüge, Eisenbahnromantik vom Feinsten, Paßfahrt wie in einer Modelleisenbahn.

Albula Passhöhe 2315Die Landschaft ist wunderbar, die Straße schlängelt sich in den Berg hinein, kleine Wasserfälle des Albula-Flusses, der durch die saftig grünen Hangwiesen zieht. Die Steigung nimmt zu, zumindest fühlt es sich so an, leider ist die Strecke länger als im Tübinger Trainingslager. Dafür werden die Pausen häufiger. Edi meint schon scherzhaft: "Wir müssen am Berg campen." Zum Glück sind die wenigen Autos an dieser für LKW und Wohnwagen gesperrten Paßstraße sehr radlerfreundlich. Immer wieder gibt es aufmunternde Worte, zuwinkende Motorradfahrer und ermutigenden Zurufe entgegenfahrender Radler. Müde erreichen wir die Baumgrenze bei 2000 Metern Höhe, inzwischen tröpfelt es doch ganz fleißig vom Himmel, was uns aber mehr erfrischt als stört.

Albula Pass GaststätteKurz vor vier Uhr dann die Paßhöhe des Albula bei 2315 Metern. In der historischen Paß-Gaststätte gibt es dann erstmal einen trockenen warmen Raum und Kaffee mit Kuchen. Wir folgen nun der fast eben verlaufenden Hochstraße zwischen beachtlichen Schneeflecken, dieser Rekordwinter scheint an einer Stelle vielleicht einen neuen Gletscher zu gebähren, mal sehen, ob der in den nächsten Jahren weiterwächst.

Edi auf 7595 ftJe näher wir an das Engadin kommen, desto heller und sonniger wird es, die Abfahrt nach LaPunt ist dann eine helle Freude. Erstmals sehen wir den noch jugendlichen, grünblau schimmernden Inn und folgen nun in der Ebene innaufwärts über Bever dem Engadin-Radweg nach St. Moritz. Kurz vor St. Moritz, hinter Celerina wird es nochmal etwas steil, wir müssen 100 Höhenmeter erklimmen, von dort geht es nach St. Moritz Bad, wo der Zeltplatz auf uns wartet. In St. Moritz haben wir uns allerdings kurz verloren, da die Augen mehr bei den prachtvollen Hotelbauten und mondänen Geschäften waren als beim Partner. Der Zeltplatz, gestern hat wohl noch ein Reitturnier stattgefunden, es riecht etwas nach Pferdedung, vornehme Fürstenzelte werden abgebrochen, bietet uns einen angenehmen Aufenthalt. Am Kiosk holen wir uns das wohlverdiente Abendessen und verschwinden bald in unseren Schlafsäcken. 69 Kilometer Entfernung zurückgelegt.

Und weiter zum Ursprung des Inns nach Maloja

eduard@heindl.de Inn am Ende Sommer 1999
http://www.solarserver.de/inn/index.html