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Anreise

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vom 24. Juli bis 16. August 1998
http://www.eduard-heindl.de/is/anreise.html

Die Anreise von Tübingen bis nach Island

Heftiges Türklopfen um nachtschlafende Zeit, vier Uhr früh, weckt alle Passagiere unsanft auf. Noch schlaftrunken stehen wir auf und ersteigen sofort das Sonnendeck. Sonnenaufgang an Bord, die frische Brise verscheucht den Schlaf und weckt die Abenteuerlust. Und den Appetit. Noch einmal ein gutes, üppiges Frühstück, wer weiß, wann man das so schnell wieder geboten kriegt... Im Ernst: ein paar Kalorien auf Vorrat können hinsichtlich der Tour, die wir vorhaben, nicht schaden.

Mit Lydia, Günter und Andreas haben wir eine Färoer-Rundtour geplant, die Andreas bereits beim letzten Mal gefahren ist.

Wir beide dürfen als erste vom Schiff, Edi kann sogar rausradeln. Dann wird Edis Rad wieder instandgesetzt, d.h. der Zipper wieder montiert, der für die Anreise vorher abgenommen wurde, damit er im Zug nicht beschädigt wird. Mit Zipper sieht das Rad noch viel stranger aus, noch viel sciencefiction artiger.
Tagebucheintrag

Die Färoer Inseln mit dem Fährhafen Torshavn begrüßen uns mit feucht-nebligem Wetter und gleich mit einem netten Paß, den wir mit großem Elan angehen. Nach der Schiffsreise sind wir alle gut erholt und voller Tatendrang. Von der Paßhöhe haben wir im großen und ganzen nicht viel Aussicht, denn es ist oben noch dichter neblig als unten. Alles was man sehen kann, sind Steine und Gras, ein paar Schafe. Dann setzt Nieselregen ein als wir auf dem höchsten Punkt sind und erhöht den Feuchtigkeitsgrad nochmals.

Fantastisch ist es, wenn für kurze Zeit der Nebel aufreißt und den Blick auf die eigenartige Landschaft freigibt. Tiefe Fjorde, karge Vegetation, die Berghänge liegen teilweise kahl und zeigen krass ihre Gesteinsschichten und die Spuren der Erosion. Selten zeigen sich die farbigen Dächer eines Fischerdorfes und grasbedachte alte Häuser und Kirchen. Noch seltener ist der Anblick von Gärten. Hier wächst nicht viel. Es ist Sommer und doch hat man das Gefühl, daß diese Jahreszeit hier nicht gilt. Für ganz kurze Zeit kommt dann aber doch die Sonne durch.

Wir zelten an einem wunderschön gelegenen Stausee bei dem Ort Eidi. Da haben wir gutes Trinkwasser und einen ruhigen Ort, es gibt zunächst außer uns nur Schafe, später kommen noch ein Militärlastwaren und ein Campingbus, beide mit deutschen Kennzeichen dazu. Der See ist etwa 150 Meter über dem Meeresspiegel, die Klippen zum Meer sehen abenteuerlich aus.

Vor dem Mittagessen bricht der Wettstreit der Kocher aus. Welches System ist besonders campingtauglich? Günter und Lydia schwören auf Gaskartouchen, Andreas rühmt die Bescheidenheit seines Benzinkochers. Edi und ich gehören der Spiritusfraktion an. Muß man erwähnen, daß Edi den Schnelligkeitsbewettbewerb gewinnt? Immer vorne dran ist die Devise.

Danach halten wir Mittagsschlaf, immerhin sind wir um vier Uhr morgens aufgestanden.

Edi und ich erkunden danach die Umgebung zu Fuß, klettern höher hinauf und marschieren über die heideartige Vegetation. Plötzlich kommt im Sturzflug eine Möwe auf uns zu. Gleich darauf greift sie nochmals an. Kampfesschreie stößt ein anderer Vogel aus und kreist bedrohlich in unserer unmittelbaren Nähe. Die Tiere verteidigen ihr Revier, in dem sie brüten. Die drastischen Angriffe sind daher zu erklären, daß die Bewohner der Färoer gerne diese Vogeleier aus den Nestern klauen und verspeisen. Im Lonely Planet Führer stand das schon zu lesen, ebenso daß der Walfang auf diesen Inseln ein traditioneller Nationalsport ist. Man kann die Tiere fast verstehen, daß sie so reagieren. Doch für uns war es ein eher abenteuerlicher als gemütlicher Spaziergang.

Günter wagt tatsächlich ein Bad im ziemlich kalten Stausee! Mit Kriegsgeschrei taucht er unter. Kurz danach hört man Lydia schreien, als Günter wieder ins Zelt zurückkehrt. Sie hat ihn dann aber doch wieder aufgetaut...


Nächste Etappe: Eidi - Torshavn
eduard@heindl.de zurueck Sommer 1998
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