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Liegeradtour auf Island

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vom 24. Juli bis 16. August 1998
http://www.eduard-heindl.de/is/anreise.html

4. Etappe in Island, von Seydisfjördur nach Myvatn

Fahrt zur Askja. Wir schlafen nach dem gestrigen Tag sehr gut und sehr lange. Deshalb kommen wir erst spät auf den Weg zur Askja. 10.30 h ist unsere Abfahrt. Es ist stark bewölkt. Vorbei an Bimstein und Lavabrocken geht der Weg gewunden über ein riesiges Lavafeld (Baujahr 1961 so wie wir) ins Gebirge. Nicht so furchtbar steil, aber stetig ansteigend. Zwei fahrbare Furten. Wir sind in mehreren Schichten angezogen, denn es windet, regnet und es hat nur 10 Grad. Das empfindet man hier als sehr kalt. Annes Knie schmerzen ein wenig, deshalb schiebt sie die scharfen Anstiege. Ein steiniger Weg hinauf.

Die neueste, schwarze Lavaschicht, Edi hat sie das letzte Mal rötlicher empfunden, stammt vom letzten Vulkanausbruch 1961. Edi meint, da ist bald wieder einer fällig. Die Lava hat also im selben Jahr wie wir das Licht der Welt erblickt. Riesige Brocken liegen herum. Bald verwandelt sich das Umfeld in ein Lava-Meer. Vor uns zwei Autos und ein Omnibus. Die Busse kommen doch erstaunlicherweise sehr gut über die holprige Strecke. Auch im Sand bliebt außer uns niemand stecken. Der Wind bläst heute kräftig von allen Richtungen, beim Hochfahren blies er uns den Berg hoch. Edis Zipper wirkte wie ein Segel. Acht Kilometer vom Campingplatz aus erreichen wir das obere Ende, einen Parkplatz.

Von dort aus wandern wir zur Innenseite des Kraters. Es geht über schwarze Asche, Lava und Schnee. Der Schnee ist nur noch an den Rändern weiß, sonst bricht er ein und ist schmutzig grau.
Baden im Viti, Schwefelsee

Die Wanderung ist bei dieser Witterung nur bedingt schön. Auch nicht so sehr zum Baden einladend. In der Caldera, diesem dreißig Qudratkilometer großen Einbruchkrater der Askja haben sich ein großer kalter und ein kleiner warmer See gebildet. Der warme See, Viti genannt, gereicht seinem Namen alle Ehre. Viti bedeutet Hölle. Schon der Weg dorthin durch die schwarze Lava, meterhoch,abweisend, kommt der Höllenvorstellung entgegen. Der Krater ist ein vielfarbiger Schlund, aus dem es schwefelig riecht. Das Wasser darin ist türkisfarben und opac. Eine warme Schwefelquelle dampft von der Seite aus in das Wasser hinein, kaltes Wasser strömt aus einem Wasserfall dazu, so erreicht der See in 1000 m Höhe Badewassertemperatur.

Der felsige Krater hat eine erdige Seite, über die man hinuntergelangen kann, ohne sich abseilen zu müssen. Viele sind dort schon unten gewesen, aber der Abstieg sieht unglaublich aus. Ca 30 Meter geht die Schlucht nach unten. Vor uns ist niemand da. Anne ist sehr unschlüssig, ob sie den Abstieg schafft. Es könnte wegen des Regens glitschig sein. Edi hat gar keine Lust, bei diesem Wetter zu baden. Nach langem Schwanken (ein Mann, der nach uns kam, wagt und schafft den Abstieg und steigt ins Wasser) folgen wir diesem Beispiel und kraxeln runter. Es geht besser als gedacht. Unten angekommen, zieht sich Anne splitternackt aus und schwimmt eine Runde im See. Herrlich, der Untergrund ist weich, mollig warm. Allerdings gibt es auch Lavabrocken im völlig undurchsichtigen Wasser. Anne schlägt sich ihr rechtes Knie an, es bleibt eine äußerliche Schrammung. Macht nichts, denn das Baden war toll und hebt ihre Stimmung enorm. Schnell anziehen und wieder zurückradeln.

Inzwischen regnet es stärker. Die Abfahrt ist mit Gegenwind und Regen im Gesicht nicht so schön, Edi war voraus und hat schon den Kocher angeworfen. Es gibt einen Gemüseeintopf aus der Packung, 25 Minuten Kochzeit. Aber wir haben ohnehin beschlossen, heute hier zu bleiben und den restlichen Tag im Zelt zu verbringen. Es ist sehr gemütlich in unserem Tatonka-Tunnel-Zelt Alaska 2. In den Eintopf kommen Brotknödel und als Nachtisch gibt es Polo Kekse, die Halldor Laxness als den isländischen Luxus bezeichnet hat. Diese Kokos-Kekse, hier gefertigt, schmecken sehr gut, wie die Biarizz-Kekse bei uns. Nach dem üppigen Mal legen wir uns zum Mittagsschlaf nieder. Es ist zwar schon vier Uhr nachmittags, aber draußen regnet es und wir sind von gestern noch müde.

Gerade so schön am schlummern, klopft es an das Zelt. Mürrisch ziehe ich mich an und schaue raus. Zwei gut eingemummte Menschen, ein Pärchen, steht draußen, ob sie die Fahrräder ausprobieren dürfen, sie wollen sich nämlich auch eines kaufen. Der Einfachheit halber erlaube ich es und hoffe darauf, daß die Gangschaltung es überlebt.

So hübsch warm und kuschelig ist es im Zelt, daß jeder Gang nach draußen (Pipi etc.) schwerfällt und aufs minimale beschränkt wird. Anne riecht nach dem Schwefelbad wie ein Teufelchen, aber Edi meint, es wär nicht so schlimm. Wir lesen Reiseführer, unterhalten uns und schlummern in den Abend hinein. Abendessen ist eine einfache Reissuppe, Tee mit viel Zitrone und Polo-Schokokekse. Uns geht's gut dabei, draußen ist eine Busladung Zelte eingetroffen, ein Lagerfeuer am Fluß wird vorbereitet. Bei diesem Wetter keine tolle Sache...

Jetzt noch Reisebericht schreiben, Zähneputzen und schnell schlafen, denn morgen wollen wir früh los und soviel wie möglich Strecke machen. Edi schläft schon.

Fortsetzung: Askja - Veggjastykki

eduard@heindl.de zur Homepage Sommer 1998
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