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Liegeradtour auf Island

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vom 24. Juli bis 16. August 1998
http://www.eduard-heindl.de/is/anreise.html

13. Etappe:

Island, von Geysir nach Pingvelli

Strokkur kurz vor AusbruchFrüh aufgestanden, 6.10, weil die Sonne sich zeigte, Edi hat Strokkur in der Morgensonne fotografiert. Trotz früher Uhrzeit sind wir nicht die einzigen am Geysir, zwei weitere Fotografen nutzen noch die Gunst des Lichts.Ausbruch StrokkurAm Morgen erzähle ich Edi von komischen Lichtern, die ich nachts gesehen hatte. Es sah für mich aus wie eine Diskobeleuchtung. Edi war daraufhin sauer, daß ich ihn nicht geweckt hatte. Es müssen Polarlichter gewesen sein.

Der Morgen fängt sehr schön an.WasserfontaeneEs ist einfach spannend, Strokkur zuzusehen. Danach lesen wir im Zelt im Reiseführer nach, was über Pingvellir zu lesen ist. Der Reisebericht von gestern muß noch geschrieben und vorgelesen werden, zusammen überlegen wir, was noch fehlt.

Hinweis: Inzwischen habe ich mich von der Form des Gysir inspirieren lassen und einen Eiszapfen mit der gleichen Form gebaut [16.1.2002]

Dann gings auf Fahrt. Der Wind hält sich heute zurück. Er ist zuerst kaum zu spüren, später als Rückenwind. Die ersten zehn Kilometer sind ganz einfach, dann wird die Straße etwas schlechter. Ein Zwischenstück ist noch rottelig, aber die Isländer sind schon am Ersetzen der einspurigen Brücken durch zweispurige. Einbreid Bru - Schilder wird es immer weniger geben.

In Laugarvatn kaufen wir für den Abend ein. Eingelegte Forellen, Gravad Lachs Soße, Bananen, Kaffee etc. Da es gerade Mittagszeit ist, essen wir Hotdogs. Immer wenn es Hotdogs gibt, geht's bergauf. Zwei kleine Jungen radeln wie die Teufel hinter uns her. Der eine ruft die ganze Zeit: "Cool!" Und strahlt über das ganze Gesicht, als er die Räder sieht. Dann aber geht es zum Nationalpark Pingvellir. Seit 930 dient das Gebiet für den Alping, die Parlamentarische Versammlung der Isländer. Der Platz wurde aus akustischen und logistischen Gründen gewählt. Er war von den damaligen Besiedlungen aus gut zu erreichen und bot den versammelten Menschen Schutz und Wasser.

Doch um dahin zu kommen, müssen wir noch einen kleinen Paß bestreiten. Unglücklicherweise fängt es an zu regnen, was die Straßenqualität um eine neue Variante bereichert: Matsch und Schlamm. Das gefällt den Rädern und uns nur wenig. Vor allem aber ist die Sicht sehr eingeschränkt, Regenwolken und Nebel verhindern den freien Blick auf das Pingvellir-Tal. Durchnäßt kommen wir um drei nachmittags in Pingvellir an und suchen sofort Schutz in der Cafeteria. Ein heller, freundlicher und vor allem warmer Glasvorbau an der Hütte, ist genau das, was man sich wünscht. Wir treffen den Holländer, den mit uns auf der Fähre war. Nun sitzen und trocknen wir erstmal für zwei Stunden im Cafe, trinken Cafe, essen sehr kompaktes isländisches Schmalzgebackenes und Trockenfischsnack.

Dort begegnen wir auch einer Frau aus Deutschland, die seit zehn Jahren hier lebt (bei Reykjavik, sie stammt aus Stuttgart und ist sehr erfreut, Leute aus Tübingen zu treffen. Die Liegeräder waren ihr auch schon aufgefallen. Sie bestätigt uns, daß es in den letzten Jahren viele neue Straßenschilder gegeben hat. Im Kiosk hängt ein aktueller Wetterbericht aus dem Internet.

Der Besuch des Versammlungsplatzes (mit dem Rad aber ohne Gepäck), das Zelt haben wir am Campingplatz hinter der Hütte aufgestellt. Pingvellir ist sehr beeindruckend. Die geologische und geografische Lage des Platzes ist erstaunlich: Hier drifteten und driften die Kontinente auseinander: auf der westlichen Seite Amerika, auf der östlichen Seite die eurasische Kontinentalplatte. Die Risse sind unverkennbar in der Landschaft. Die Almannja-Schlucht, das Herz von Pingvellir, sieht aus wie eine riesige, schöne Steinmauer mit einem fantasievollen Fries und Skulpturen voller Bedeutung: Eine Sphinx und Pyramide, Menschenfiguren, das Auge erkennt vieles im gespaltenen Fels, der wie ein Bauwerk wirkt. Es gibt viele Winkel, Nebenschluchten, die wie Kämmerchen wirken. Pingvellir

Ein Wasserfall begrüßt die Besucher am Eingang. Vor diesem Monument liegt der Pingvellirvatn, ein märchenhäfter See, dahinter, besser: um alles herum die wunderbar beleuchteten Gebirgszüge. Ein malerischer Ausblick und ein Ort, an dem man sich wohlfühlt. Zurück am Campingplatz kochen wir uns ein Süppchen, essen den Fisch und gehen früh ins Bett. Ein kleines Problemchen beim Campen: die Toilette befindet sich immer außerhalb des Zeltes. Und jetzt regnet es in Strömen. Wie gut, wenn man nicht dringend muß. Verdrängt habe ich noch ein radtechnisches Problem: Edis Hinterrad sitzt nicht mehr richtig im Lager, d.h. es wackelt und eine Speiche ist gebrochen, die nicht so leicht ersetzt werden kann. Wir hoffen stark, daß wir damit noch heil in Reykjavik ankommen. Es ist nicht mehr so weit: noch 60 Kilometer bis zur Hauptstadt und noch 40 Kilometer bis zum Flughafen. Das ist auf jeden Fall zu schaffen.

Spruch des Tages: "The weather in iceland - it´s not a bug, it´s a feature."

Die Schafe schauen hier nicht so glücklich. Sie sind eingezäumt, im Hochland dagegen frei und beherrschen das Gebiet, können über die Straße, wann sie wollen. Drastisch war, daß an einem Gatter die Schafe dicht aneinandergedrängt die Köpfe an das Gitter drückten, sie wollten raus und über die Straße. Im Hochland warten die Schafe immer, bis ein Auto kommt oder ein Fahrrad. Kurz bevor es vorbei will, kreuzen sie die Straße. Auf Edi hat einmal ein prächtiges Schwarzes sehr lange gewartet.

Nach Reykjavik

eduard@heindl.de zurueck Sommer 1998
http://www.eduard-heindl.de/is/island2.html