zurueck

Askja - Myvatn

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vom 30. Juli bis 4. August 1998
http://www.eduard-heindl.de/is/island.html

Ins isländische Hochland mit dem Liegerad

30.7-4.8.98
Reisebericht von Annerose und Eduard

Erste Etappe in Island, von Seydisfjördur nach Myvatn

Donnerstag, 30.Juli 1998 zurueck 80 km
13 km/h
Abschnitt: Nordmeer -Hofteigur
Exakt nach 24 Stunden Krankheit hat Edi sie überwunden und ist nun wieder auf den Beinen. Ein vorsichtiges Frühstück in der Cafeteria übersteht er gut und hat wieder Tatendrang.
Das Faehrschiff
Die Sonne scheint, als wir in die Bucht von Seydisfjördur einfahren. Etwas Nebel hängt in den Bergen des Fjords. Eine Ahnung von der Höhe der Berge haben wir, als über den Wolken noch braune Sprenkel zu sehen sind. Der Nebel reißt auf und die prachtvollen Berge zeigen sich vor einem blauen Himmel. Island begrüßt uns freundlich!

Günter und Lydia schauen sich noch einen besonderen Wasserfall an, deshalb verlieren wir sie für den Rest der Reise.

Wir statten uns mit süßen Stücken und Brot aus, kaufen Briefmarken ein. Dann machen wir uns an die 600 Höhenmeter Paß nach Egilstadir. Wir lassen uns Zeit und holen immer wieder Kraft an wunderschönen Plätzen, an plätschernden, glitzernden Gebirgsbächen. Die Luft ist wunderbar rein, wenn man nicht gerade im Hafen an der Fischfabrik vorbeifährt. Hier oben ist sie wunderbar.
Pass hinter Seydisfjoerdur nach Egilstadir (Str. 93)

Auf halber Höhe überholt uns eine dicke schwarze Wolke, die von einem brausenden Wind geschoben wird. Die Geschwindigkeit ist erstaunlich, im Nu ist alles in dickem Nebel gehüllt. Ab sofort fahren wir wie in Watte eingehüllt und kämpfen uns Meter für Meter nach oben. Dort gibt es wunderbaren Sonnenschein. Die Abfahrt nach Egilstadir ist toll, Edi erreicht die Höchstgeschwindigkeit von 77,9 km/h.

Nun rüsten wir uns für die Askja Route. Im Schnellimbiß an der Tankstelle essen wir nochmals kalorienreich (Pommes, Chicken-Nuggets). Da später Versorgungsprobleme auftreten, gehen wir im gut sortierten Supermarkt einkaufen, es gibt sogar Weetabix!

Mit Schwung weiter auf der Straße Nr. 1. Auch hinter Egilstadir ist sie gut geteert, nicht mehr wie vor acht Jahren, als gleich hinter der Stadt die Schotterpiste begann, auf der man sich fürs Hochland eingewöhnen konnte.
Joekulldalur Gletschefluss in der Schlucht

Edi erzählt von der Brücke, die malerisch über die tiefe Schlucht des Jökulsa führt. Sie kommt und kommt nicht. Dann endlich: eine Brücke, aber eine neue, frisch erbaute, zweispurig, längst nicht mehr so romantisch wie die alte. Und das schärfste: ein Rastplatz mit Parkplatz, Zäunchen vor dem Abgrund, kleine Bäumchen und Picknic-Bänke wie aus der Barbie-Puppenstube. EdiSchafe auf der Str. 928 (F98)meint darauf, jetzt erwartet er nur noch einem MacDonalds an der Askja. Tapfer geht es weiter. Jetzt haben wir Rückenwind und die "Rottelstraße". Traumhaft schöne Gegend, Berge, Wasserfälle überall. Wir campen am Fuß eines der schönsten Wasserfälle. Edi muß noch den Kanister füllen. Anschließend schlafen wir beide fest.

80 Kilometer, 13 km/h , Rückenwind und Sonne haben wir hinter uns.
Freitag, 31.Juli 1998 zurueck 64 km
8,48 km/h
max: 34 km/h
Abschnitt: Hofteigur - Grjot
Wasserfall bei Bru

Nach dem Aufstehen und Frühstück bauen wir unser Zelt ab, als gerade ein Schwung Touristen im Bus angekarrt wird, um den Wasserfall zu fotografieren. Sie sehen uns und bewundern die Liegeräder. Die Straße führt nun das Jökulsa-Tal entlang, sanfte Hügel, aber auch kräftige Anstiege. Und dann der Abzweig zur Askja bei Bru, dem letzten bewohnten Gebäude für die nächsten 280 km.Abzweig zur Askja
Edis Kommentar: "Schluß mit lustig". Danach wird es horrormäßig. Der Abzweig ist sehr schotterig, sandig zugleich und extrem steil. Als wir Oben ankommen, immerhin ist Edi gefahren, hält ein Isländer mit Kindern im Auto an. Die Räder interessieren ihn. Ob wir die Räder am Flughafen verkaufen würden? Im Nachhinein betrachtet, hätten wir da auch nicht mehr allzuviel gekriegt.

Das Plateau auf dem wir jetzt sind, ist das isländische Hochland. Das Gestein dieser Lava-Wüsten ist ca. 2 Mio Jahre alt. Es ist die größte europäische Wüste, gänzlich unbewohnt und mit nur kargem Pflanzenwuchs, da die Gegend nahezu das ganze Jahr verschneit ist. Die Berge sind schwarzer, kahler Fels, den Boden bedeckt abwechselnd Lava, Kiesel, Felsbrocken, Sand. Die Landschaft wirkt im ersten Teil wie auf dem Mond, entsprechend beschwerlich ist auch das Vorwärtskommen. Im Schnitt 8,5km/h. Der zweite Teil ab dem Schild Askja wesentlich langsamer, weil ganze Strecken nur noch mit Schieben zu bewältigen waren.Kurze Radreparatur, da Edis Gangschaltung am Hinterrad nicht mehr sauber greift.
Snaefell, Jule Vernes Startpunkt ..

Der Snaefell-Gletscher leuchtet uns entgegen, strahlt richtig. An einer Furt kochen wir Erbsensuppe. Das Wetter war bis jetzt sehr schön, sonnig, aber nicht zu warm. Kein Grund zum Klagen. In dem Moment, als die Erbsensuppe fertig war, beginnt ein kräftiger Regenschauer, der uns die Suppe abkühlt. Die weitere Strecke ist jetzt mondartig, aufsteigend, dann ein toller Blick auf ein menschenleeres Tal, seltsam beleuchtet durch die von oben schräg einfallende Sonne. Grüne Flächen leuchten auf, blaue Berge dahinter. So muß das Land Kanaan ausgesehen haben. Wir haben nun leicht abschüssige Wege, es geht besser voran. Unten im Kessel sehen wir zwei Regenbögen. Ein vollkommener Bogen
Regenbogen bei Prihyrningsfjallgardur

von einer Seite zur anderen, den anderen parallel dazu und noch viele kleine dazwischen. Das war wunderschön und entschädigt jede Anstrengung. Wir zelten in der sandigen Wüste. Es gibt ein wenig Gras, viele Grasnelken und Vögel, die in dem ausgetrockneten Flußbett nisten. Leider gibt es hier kein Wasser und wir müssen unseren kleinen Vorrat sorgfältig nutzen. An diesem Tag haben wir drei kleinere Furten, zwei davon fahrbar, gemeistert. Arnardalsfjoell rot leuchtend
Samstag, 1. August 1998 zurueck 62 km
7,43 km/h
Start: 8:30
Abschnitt: Grjot - Drekki

Zeltabbau am Morgen bei DyngjaMit tollem Weetabix-Kraftfrühstück geht es in den Tag, weiter auf der Rottelpiste. Edi sagt immer: Sei froh über die gute Straße. Leichtfertig denkt sich Anne nichts dabei. Bei unserer ersten Furt am Morgen über Prihyrningsa füllen wir unsere Wasservorräte, alle Flaschen und den Wassertank. Dies sind zusammen ca 10 Liter. Denn von nun an gibt es bis zur Askja keine brauchbare Wasserstelle. Die Landschaft ist hier schön weit, ringsum Felsen, immer wieder behinderten Sand und Felsen das vorankommen. Doch es sollte noch schlimmer werden. Wir kommen an das NaturschutzFurt durch Prihyrningsagebiet der Kreppa, vor dem wir noch zweimal Furten müssen. Socken ausziehen, Furtschuhe anziehen und rein ins kalte Wasser. Das macht aber Spaß und wäscht die Füße. Es scheint die Sonne und das Wasser ist warm. Also beste Reisevoraussetzungen. Ab dem Naturschutzgebiet, das erst über einen mächtigen Gletscherfluß zu erreichen war, Edi ruft mir zu: "Du, hier ist geschlossen. wir müssen furten". Es gibt ein Gatter vor der Brücke mit einem Schild, doch: Der Fluß mit seinem trüben, reißenden Gletscherwasser, die Kreppa, ist selbst für todesmutige nicht zu furten!
Sandwüste bei Upptyppingar

Riesige Felsbrocken am Eingang. Die Piste wird immer sandiger und endet in der Sandwüste, das bedeutet: tiefer Mull-Sand, durch den man die Räder nur mit großer Kraftanstrengung pflügen kann. Am Abend meint Edi, er komme sich vor wie ein Bauer, der seinen Pflug zwanzig Kilometer lang durch den Acker geschoben hat. Ein Schiebespruch von Edi: "Ein Mann von Welt zieht da seine Schiebehandschuhe an." Sprachs und packte seine ledernen Winterhandschuhe aus, mit denen das Halten der beiden Sitzstangen des Liegerads wesentlich angenehmer ist. Sein Fahrrad ist schwer beladen.

Sehr spät kommen wir an, die Piste ist länger als gedacht, weil sich die Streckenführung verändert hat. Dies wurde bereits im Reiseführer angedeutet. Die Mondlandschaft wechselt sich ab, manchmal kleine Steinchen, dann gut verteilte größere Felskugeln, unbewachsen, fest. Ein weiterer Spruch von Edi: "Das beste an der Sandwüste ist.... daß sie zuende geht." In der Sandwüste gibt es Dünen mit Strandhafer, zwischen dem schwarzen Vulkangestein kleine Blumen, rosa, sehr hübsch. Der Belag der Piste ist ebenso abwechslungsreich: Bimssteinwüste, dann wieder leider nur kurze Streckenabschnitte ganz glatt und seidig, dann wieder Schotter, grandios aber gefährlich anstrengend. Hier kann man nirgendwo zelten, da es kein Wasser gibt. Wildes Campen ist hier auch nicht erlaubt.

Die Autos hüllen uns in Staub, die Fahrzeuge der Isländer haben beachtliche Ausmaße, gigantische Geländereifen, darüber hochgesetzte Karosserien dieser vierradgetriebenen Geländewagen (in keiner Weise mit den Geländeautos vor deutschen Diskos vergleichbar).

An einer Kurve begegnen uns zwei Autos, ich halte an, um sie vorbeizulassen. Sie halten auch an, ich winke, sie sollen fahren, nichts passiert. Dann fahre ich einfach weiter, die Kamera im Auto blinkt mir entgegen. Staubig, dreckig, schwitzend und erschöpft vor Anstrengung radle ich vorbei, toll, dabei gefilmt zu werden. Edis Kommentar zur Sandwüste: "Sandwüste ist ein Charaktertest." Überhaupt sind die Isländer von den Rädern begeistert. Viele fahren extra langsam und grüßen im Vorüberfahren. Bei einer Rast passiert es uns, daß ein Autofahrer anhielt, um uns zu fragen, ob alles o.k. sei. Das ist nett!

Edis Kommentar zur Bimssteinwüste vor dem Campingplatz: "Der Bimsstein sieht immer so aus, als ob sich die Erde erbrochen hat." Der mit Bimsstein gemischte Sand hat den Vorteil, daß das Rad nicht einsinkt und die Strecke befahrbar bleibt. "Bimsstein - Bikers best friend"- ist ein weiterer Ausspruch Edis.
Zeltlager bei Dreki

Völlig ausgelaugt kommen wir 10.15 am Campingplatz Dreki an, schlagen das Zelt auf und kochen Milchreis mit Apfelmus. Das schmeckt toll! Danach schlafen wir sofort ein. Diese Strecke schafft einen. Ein guter Charaktertest, man kann leicht durchdrehen, wenn ringsum nur Wüste ist und die Piste einzig mit Schieben zu bewältigen ist und länger als gedacht. Aber Edi sieht den schönen Himmel und redet über die Trolle, die unter den beeindruckenden, schwarzen, bizarr geformten Lavasteinen stecken.

Sonntag, 2. August 1998 zurueck
Start: 10:30
Abschnitt: Drekki - Askja
Fahrt zur Askja. Wir schlafen nach dem gestrigen Tag sehr gut und sehr lange. Deshalb kommen wir erst spät auf den Weg zur Askja. 10.30 h ist unsere Abfahrt. Es ist stark bewölkt. Vorbei an Bimstein und Lavabrocken geht der Weg gewunden über ein riesiges Lavafeld (Baujahr 1961 so wie wir) ins Gebirge. Nicht so furchtbar steil, aber stetig ansteigend. Zwei fahrbare Furten. Wir sind in mehreren Schichten angezogen, denn es windet, regnet und es hat nur 10 Grad. Das empfindet man hier als sehr kalt. Annes Knie schmerzen ein wenig, deshalb schiebt sie die scharfen Anstiege. Ein steiniger Weg hinauf.

Die neueste, schwarze Lavaschicht, Edi hat sie das letzte Mal rötlicher empfunden, stammt vom letzten Vulkanausbruch 1961. Edi meint, da ist bald wieder einer fällig. Die Lava hat also im selben Jahr wie wir das Licht der Welt erblickt. Riesige Brocken liegen herum. Bald verwandelt sich das Umfeld in ein Lava-Meer. Vor uns zwei Autos und ein Omnibus. Die Busse kommen doch erstaunlicherweise sehr gut über die holprige Strecke. Auch im Sand bliebt außer uns niemand stecken. Der Wind bläst heute kräftig von allen Richtungen, beim Hochfahren blies er uns den Berg hoch. Edis Zipper wirkte wie ein Segel. Acht Kilometer vom Campingplatz aus erreichen wir das obere Ende, einen Parkplatz.

Von dort aus wandern wir zur Innenseite des Kraters. Es geht über schwarze Asche, Lava und Schnee. Der Schnee ist nur noch an den Rändern weiß, sonst bricht er ein und ist schmutzig grau.
Baden im Viti, Schwefelsee

Die Wanderung ist bei dieser Witterung nur bedingt schön. Auch nicht so sehr zum Baden einladend. In der Caldera, diesem dreißig Qudratkilometer großen Einbruchkrater der Askja haben sich ein großer kalter und ein kleiner warmer See gebildet. Der warme See, Viti genannt, gereicht seinem Namen alle Ehre. Viti bedeutet Hölle. Schon der Weg dorthin durch die schwarze Lava, meterhoch,abweisend, kommt der Höllenvorstellung entgegen. Der Krater ist ein vielfarbiger Schlund, aus dem es schwefelig riecht. Das Wasser darin ist türkisfarben und opac. Eine warme Schwefelquelle dampft von der Seite aus in das Wasser hinein, kaltes Wasser strömt aus einem Wasserfall dazu, so erreicht der See in 1000 m Höhe Badewassertemperatur.

Der felsige Krater hat eine erdige Seite, über die man hinuntergelangen kann, ohne sich abseilen zu müssen. Viele sind dort schon unten gewesen, aber der Abstieg sieht unglaublich aus. Ca 30 Meter geht die Schlucht nach unten. Vor uns ist niemand da. Anne ist sehr unschlüssig, ob sie den Abstieg schafft. Es könnte wegen des Regens glitschig sein. Edi hat gar keine Lust, bei diesem Wetter zu baden. Nach langem Schwanken (ein Mann, der nach uns kam, wagt und schafft den Abstieg und steigt ins Wasser) folgen wir diesem Beispiel und kraxeln runter. Es geht besser als gedacht. Unten angekommen, zieht sich Anne splitternackt aus und schwimmt eine Runde im See. Herrlich, der Untergrund ist weich, mollig warm. Allerdings gibt es auch Lavabrocken im völlig undurchsichtigen Wasser. Anne schlägt sich ihr rechtes Knie an, es bleibt eine äußerliche Schrammung. Macht nichts, denn das Baden war toll und hebt ihre Stimmung enorm. Schnell anziehen und wieder zurückradeln.

Inzwischen regnet es stärker. Die Abfahrt ist mit Gegenwind und Regen im Gesicht nicht so schön, Edi war voraus und hat schon den Kocher angeworfen. Es gibt einen Gemüseeintopf aus der Packung, 25 Minuten Kochzeit. Aber wir haben ohnehin beschlossen, heute hier zu bleiben und den restlichen Tag im Zelt zu verbringen. Es ist sehr gemütlich in unserem Tatonka-Tunnel-Zelt Alaska 2. In den Eintopf kommen Brotknödel und als Nachtisch gibt es Polo Kekse, die Halldor Laxness als den isländischen Luxus bezeichnet hat. Diese Kokos-Kekse, hier gefertigt, schmecken sehr gut, wie die Biarizz-Kekse bei uns. Nach dem üppigen Mal legen wir uns zum Mittagsschlaf nieder. Es ist zwar schon vier Uhr nachmittags, aber draußen regnet es und wir sind von gestern noch müde.

Gerade so schön am schlummern, klopft es an das Zelt. Mürrisch ziehe ich mich an und schaue raus. Zwei gut eingemummte Menschen, ein Pärchen, steht draußen, ob sie die Fahrräder ausprobieren dürfen, sie wollen sich nämlich auch eines kaufen. Der Einfachheit halber erlaube ich es und hoffe darauf, daß die Gangschaltung es überlebt.

So hübsch warm und kuschelig ist es im Zelt, daß jeder Gang nach draußen (Pipi etc.) schwerfällt und aufs minimale beschränkt wird. Anne riecht nach dem Schwefelbad wie ein Teufelchen, aber Edi meint, es wär nicht so schlimm. Wir lesen Reiseführer, unterhalten uns und schlummern in den Abend hinein. Abendessen ist eine einfache Reissuppe, Tee mit viel Zitrone und Polo-Schokokekse. Uns geht's gut dabei, draußen ist eine Busladung Zelte eingetroffen, ein Lagerfeuer am Fluß wird vorbereitet. Bei diesem Wetter keine tolle Sache...

Jetzt noch Reisebericht schreiben, Zähneputzen und schnell schlafen, denn morgen wollen wir früh los und soviel wie möglich Strecke machen. Edi schläft schon.

Montag, 3. August 1998 zurueck 75 km
Fahrzeit: 12:30h
Start: 8:00
Abschnitt: Askja - Veggjastykki
Schieben ueber Sandloecher F910

75 km aus der Askja heraus. Um 8 h ging es los. Heute wollen wir viele Kilometer machen. Zuerst ging es wunderbar, der Regen hatte den schwarzen Sand fester gemacht, es ging bergab und wir kamen schnell voran.Eine kleine Vorderradpanne an Annes Rad war schnell durch Schlauchwechsel repariert.

Bald treffen wir in der Oase Herdubreidarlindir ein. Es sieht toll aus!Oase HerdubreidarlindirSchachtelhalme, der Fluß, rote Blüten an den niedrigen Büschen und rings herum Wüste. Die Furtung klappt ganz toll, an einer Furtung standen Kinder und schauten uns beim Durchqueren zu. Als Edi ans andere Ufer gelangt, klatschen sie Beifall. Diese Furtung ist die längste bisher, gar nicht unangenehm, wenn man etwas verschwitzt ist, ein kaltes, erfrischendes Fußbad zu nehmen.

Die Fahrt geht in einem Bogen um die Herdubreid herum, Wüste, Steine, die Strecke ein schreckliches Gemisch aus Schotter, sehr sehr grob und Sand. Die Abwechslung des Pistenbelags ist enorm. Alle Varianten: vom einfach glatten, samtigen Bimssteinbelag, gestreutem Bimssteinbelag (Bikers best Friend) bis zum totalen Sandausläufer. Immer wenn man denkt, jetzt geht es toll weiter, hängt man in einer unerwarteten, gut getarnten Sandbank fest oder rutscht über einen lockeren Kieselbelag weg. Mühsam! Wir machen keine großen Pausen, nur Riegele und Trinken. Die Furten halten auch auf.Reisebus im Lavafeld F88Die Rottelpiste, vor der Edi so Angst hatte, wurde von den Isländern mit Schotter und Sand aufgefüllt. Kein leichteres Vorankommen, aber es geht fast eben.

Die Wüste wechselt, inmitten eines großes Lavafeld taucht eine Oase auf, Furtung der Lindaa, weites Flußtal der Lindaa. Toller Wasserfall vor der letzten Furtung. Die Plattenlava gleicht Hautschuppen eines Riesen. Im Kessel haben wir einen, großen Rundblick auf die Berge des Hochlands und Herdubreid. Regenbogen ueber Fremri-Grimsstadanupur

Tolle Lichtspiele, Regenbögen intensiv. Ringsum regnet es. Wir sind jedoch fast den ganzen Tag im Trockenen. Gegen Abend setzt Nebel ein. Anne will und will nicht das Zelt aufbauen. Um acht Uhr abends beschließt Edi am Rande eines Hubschrauberlandefeldes, eine ebene Fläche, auf der mit gelben Steinen ein H ausgelegt ist, das Zelt aufzubauen. Schusseltag: Fast hätte Anne ihren Fleecepelz verloren, ein Socken und ein Wanderschuh blieben auf der Strecke. Zum Abendessen und Frühstück am nächsten Tag Spaghetti mit viel Käse und Butter. Das ist eine Kalorienbombe, die sofort narkotisiert.

Dienstag, 4. August 1998 zurueck 53 km
Fahrzeit 6:00 h
Start: 9:00
Abschnitt: Veggjastykki - Myvatni
Der Wecker klingelt um sechs Uhr. Leider ist das Wetter noch sehr feucht. Als erstes stellt Anne fest, daß sie einen Bergstiefel verloren hatte. Am Ortliebsack hängen nur noch die Schuhbänder. Die Rottelstrecke und der Regen bedingten, daß sie es nicht früher bemerkt hatte. Die letzte Furtung lag weit zurück. Wir denken nur noch daran, so schnell wie möglich vom Fleck zu kommen. Es ist der absolute Mix, Schotter mit Sand, nur Schotter, nur Sand, Sand und Lava etc.Der Sand schmirgelt enorm. Edi montiert sein Schutzblech ab, wenig später untersucht er Annes Reifen vorne und sagt: "Der Reifen löst sich auf". Anne hat nichts außergewöhnliches bemerkt, weil es durch den Sand immer so schwer ging. Tatsächlich sieht der Reifen schon ganz fusselig aus. Das Schutzblech wird schnell abmontiert, und der Mantel hat tatsächlich gut durchgehalten. Das ging nochmal gut.

Die Plattenlava setzt sich fort und die Piste steigt an. Der Regen ist zwar nicht angenehm, doch hat er den Vorteil, daß er den Sand fester und kompakter macht. Dadurch werden weite Teile kilometerweit überhaupt erst für Radler befahrbar. Dicke Rover und Busse donnern immer wieder an uns vorbei. Doch Edis Optimismus ist ohne Grenzen. Er sieht gestern die ersten zwei SchafeSchafe im Veggjastykkiund fotografiert sie als die ersten Zeichen der Zivilisation, ebenso werden Strommasten, die die Landschaft schmücken, freudig begrüßt.

Die Reise zum Mond beginnt sich dem Ende zuzuneigen. Wie geht es nur? Edi sagt schnippisch lächelnd immer wieder nur "Schwefelhörnchen" zu Anne. Sie riecht immer noch nach Viti. Und ihr rechtes Knie tut weh. Sie mag die triste Landschaft, den Regen und die unzumutbare Straße nicht mehr so sehr. Ein Gedanke treibt Anne vorwärts, wenn auch langsam (8 km/h): Nur raus hier.Abzweig F88 von der No. 1
Um halb zwölf, nach 16 km erreichen wir dann die Ringstraße, welche Freude, eine richtige Straße unter den Rädern zu haben! Es macht nichts, daß sie nicht ganz so glatt ist, daß sie tausend Schläglöcher, die jetzt milchig mit Wasser und Sand gefüllt sind, aufweist und es geht auch flott voran. Kurz vor Myvatn stellt Edi fest, daß schon wieder ein Teil der Rottelpiste durch eine gute neue Straße ersetzt wurde.Schafe an der No. 1Toll! Er ist ein wenig traurig, da die alte sehr romantisch war. Anne findet die neue Straße sehr gut, es fährt sich wunderbar.

Um drei am Nachmittag waren wir am Camping. Die Landschaft hinter der Wüste ist ganz urig. Man sieht, daß die Vegetation alte Lavafelder in grüne Inseln verwandelt hat, zerklüftet, doch teilweise üppig bewachsen, sehr grün. Vor dem Aufstieg zum Myvatn und dem Abzweig nach Reykjahlid dampfen die Solfatorenfelder. Dort ist die Erde umbra und gelb, der Dampf der heißen Quellen steigt mächtig auf, Schwefelduft liegt in der Luft, ausnahmsweise nicht wegen Anne! Der Berg vor dem "zweiten Paradies", wie Edi es nannte, ist sehr hoch und die Straße steigt mit 10% an. Anne schiebt, Edi fährt. Die Abfahrt ist schön, doch nicht so schnell wegen Wind und Regen. Es regnet, bis wir zum See gelangen, dort ist es schön. Edi schlägt das Zelt auf, Anne wäscht die Wäsche und hängt sie in einen Trockenschuppen, in der Hoffnung, daß die Sonne rauskommt.

Danach suchen wir das Schwimmbad. Anne fragt an der Campingrezeption und erhält eine Antwort, die falsch ist oder von ihr falsch interpretiert wird. Deshalb geht es zuerst in die falsche Richtung. Wir drehen aber bald um und beschließen, zuerst etwas zu essen. Es gibt ein Schnellrestaurant, Chicken and Chips, Hamburger, Kaffee und Eis. Das Vergnügen kostet ca. DM 50, das Huhn war nicht gut, der Hamburger besser. Danach einkaufen im Supermarkt und dann ins Schwimmbad. Wir freuen uns schon den ganzen Tag darauf, endlich den Schwefelgeruch abzuwaschen und die Gelenke im warmen Wasser zu entspannen. Es ist toll, zwei heiße Whirlpools und ein großes Becken, Sauna und Fitnessraum. Fitness brauchen wir nicht, aber sonst haben wir alles ausprobiert. Warmes Wasser hat diese Gegend in Hülle und Fülle. Eine ganze Busladung Deutscher sitzt außer uns auch noch im Bad.

Als wir zum Campingplatz zurückkommen, treffen wir einen Liegeradfahrer mit Frau. Die beiden haben die Südroute mit vollem Regen genossen. Sie stammen aus Mainz, er ist Feinmechaniker und Liegeradvollprofi. Er hat an seinem Rad selbst die Vorderradgabel angeschweißt, um einen dickeren Vorderreifen anzubringen. Jetzt stellt Anne den tropfenden Wasserhahn am Campingwaschbecken ab, nach all den stillen Wüstentagen ist es hier etwas laut. Edi hat Halsweh, hoffentlich wird er nicht krank.
[Anreise][Island Teil II]
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