zurueck

Reykjavik

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vom 12. bis 16. August 1998
http://www.eduard-heindl.de/is/island3.html
12-16.8.1998
Reisebericht von Anne und Eduard Heindl

Letzte Etappe:

Von Pingvellir nach Reykjavik, Keflavik und heim nach Tübingen

Mittwoch, 12. August 1998 zurueck 55 km
Start: 9:00
Abschnitt: Pingvellir - Reykjavik

Der Tag fängt gut und früh an. Müsli und Banane, so daß wir gegen neun Uhr am Campingplatz Pingvellir abfahren. Es regnet zu Anfang leicht, auf den ersten zehn Kilometern kräftiger. Teilweise sind wir vollständig in den Regenwolken drin, so daß man wenig von der an sich reizvollen Landschaft, vom herrlichen See sieht. Schade, aber: it´s not a bug, it´s a feature. Der Regen gehört einfach in Island dazu. Der Wind hält sich heute zurück, ist aber die ganze Zeit da, um uns Regen von der Seite aus oder direkt ins Gesicht zu blasen, meist ist er seitlich.

Im Nu sind meine Füße durchnäßt. Ich habe das Gefühl, in einem Aquarium zu stehen. Die Brille ist vom Regen getrübt und von innen mit Beschlag, keine gute Sicht. Aber auf der Passhöhe wird es besser und vor allem: die geteerte Straße läßt einen gut vorankommen. Um eins sind wir schon in Moersfellbaer, dem letzten Wohnort von Halldor Laxness. Dort essen wir in einem Schnellimbiß, der frisch eröffnet war, einen Hamburger mit French Frites. Einfache Mahlzeit, aber nicht schlecht, für DM 30,00. Edi mag die obligatorische isländische Cocktailsoße zu den Fritten. Toll an den isländischen Lokalen ist, daß zur Erhöhung derFrisches Obst in Reykjavik DM 10,--Behaglichkeit große Ventilatoren an der Decke angebracht sind. In diesem Land ist stets dafür gesorgt, daß eine frische Brise weht. Die Tür steht auch offen, dabei wären wir für jedes warme, trockene Plätzchen dankbar. Überall werden intensiv Häuser und vor allem Straßen gebaut. Die alte Straße nach Reykjavik wurde durch eine neue ersetzt, auf der sehr viel Verkehr war.

Nach fünf Kilometern beschließt Edi, die Seitenstraße zu benutzen. Das ist aber gar nicht so einfach. Nach ein paar kleinen Abstechern in die Wohn- und Industriegebiete hat er allerdings den direkten Weg zum zentralen Campingplatz in Reykjavik gefunden. Aus den Wohngebieten heraus, in denen wir schöne Villen der reichen Reykjaviker sehen, kommen wir geradewegs auf eine vierspurige Autobahn. Wir halten seitlich an und in dem Moment kommt ein Polizist auf seiner Harley und weist uns einen günstigeren Weg entlang der Küstenlinie. Diesen verfolgen wir eine Weile bis Edi den Drang verspürt, etwas von der Route abzuweichen und näher ins Zentrum zu fahren. Plötzlich - instinktiv hat er den Weg gefunden - stehen wir vor dem zentralen Campingplatz, jene Versammlung von Outdoor Equipement, das sonst nur in den bunten Prospekten der Trekking Firmen zu sehen ist. Eine Sammlung von Zelten verschiedenster Sturmfestigkeit und dazu noch die neuangekommenen Mountainbiker, frisch und sauber. Auf der 1 hätten wir länger für die Strecke gebraucht.

Am Camping angekommen, breiten wir uns aus. Wäsche waschen, Essen kochen, Schlafsäcke aufbauen. Im Zelt ist es zu schön um rauszugehen. Es regnet nämlich noch immer. Da kann man sich in Ruhe über die Stadt und das Land im Reiseführer informieren.

Edis Hinterrad macht zunehmend Sorge. Hoffentlich macht es nicht auf der Fahrt zum Flughafen schlapp.
Donnerstag, 13. August 1998 zurueck Reykavik: Altstadt

Bronzestatuen in Reykjavik vor den RegierungsgebäudenReykjavik. Am Zeltplatz hängt eine Wegbeschreibung, wie man am besten die Route in die Stadt nimmt. Es ist genau die Tour, die wir gefahren sind. Wir frühstücken gut mit viel Buttertoasts vom Campingkocher und brechen dann auf. Es kommt zeitweise die Sonne heraus und es regnet nicht. Wir kaufen uns im Youth Hostel nebenan zwei Touristentickets. Damit können wir die nächsten zwei Tage kostenlos Bus fahren und die Schwimmbäder nutzen. Das Busliniennetz ist gut und als wir an die Haltestelle kommen, fährt sofort einer.

Wir steigen ein und treffen das deutsche Paar, das wir am Geysir schon gesehen hatten. Sie empfehlen uns vor allem das Freilichtmuseum. Wir gehen von der Haltestelle aus am Theater, einem düsteren dunklen Granitbau,Hinter der Hallgrimskirchevorbei, ebenso am Gerichtsgebäude und dem Stadtarchiv, die ganz in weiß das schwarze Gebäude flankieren.

Der Stadtkern besteht aus sehr vielen kleinen Häusern, oft nur zweistöckig. Die alten davon haben die typische Kombination aus Holz, Wellblech und kleinen Solar-Magazinn, die Holzverzierungen schmücken. Alles sieht sehr gemütlich aus, trotz der Leuchttafeln und Neonreklame. Ein Eingangstor signalisiert, daß hier die Shopping Meile beginnt. Ein anderes Eingangstor zeigt "opid", geöffnet. Es richt in der Nähe der Haltestelle wunderbar nach Waffeln oder irgendeinem süßen Backwerk. Aber wir finden nicht heraus, obwohl wir später noch einmal daran vorbeikommen, woher der Geruch stammt.

Der Gang durch die "Altstadt" führt uns auch zur Hallgrimskirche, 1974 erbaut, die ein wenig einer Rakete ähnelt. Grauer Beton, innen sehr hell und freundlich. Auf den hohen Turm führt ein Fahrstuhl, den man natürlich bezahlen muß. Aber es lohnt sich, denn man hat dort oben einen schönen Blick auf die Stadt. Jetzt sieht man, daßBlick von der Hallgrimskirche, bunte DächerReykjavik die Stadt der bunten Dächer ist. Grün, rot, blau, weiß leuchten sie einem pittoresk entgegen. Viele bunte kleine Dächer, wenig große Gebäude. Es ist kalt und bedeckt, so daß wir schnell an einen warmen Ort wollen.

Beim Hergehen haben wir hübsche Cafes entdeckt, davon wählen wir das Cafe Salon Islandic, das Künstlercafe von Reykjavik. Werke ortsansässiger Künstler sind dort ausgestellt. Es gibt eine gute Suppe, dazu tolle Brötchen mit einem weniger tollen Dip. Hier ist wie bei uns das Mediterrane "hip" - es gibt einen Aufstrich aus Olivenöl, Kräutern und homöopathischen Spuren von Schafskäse. Daß Knoblauch darin ist, stört Edi besonders. Mit Verachtung macht er den Dip nieder. Zum Schluß ist nichts mehr übrig. Gut sind die frischen Brötchen, die noch warm dazu serviert werden. Das Cafe selbst ist total chic, interessante Gemälde, große Solar-Magazin, durch die es schön hell wird und man die Straßenszene gut im Blick hat. Eine gute Ecke dafür.

Wir schlendern etwas durch die Stadt und als Nachtisch gibt es Softeis mit Schokolade überzogen. Auf einem Stadtplatz mit rauchenden Säulen, meint Edi, das sei die Belüftung der Heizanlage der Stadt. Reykjaviks Fußgängerzone besitzt nämlich eine Fußbodenheizung. Nun nehmen wir den Bus in Richtung Hafen. Dort riecht es nicht nach Waffeln. Aber ein Hafen ist immer sehenswert. An der Stelle, an der der Bus für zehn Minuten Pause macht,Hafen bei Grandagardurliegen kleine Fischkutter in teilweise gutem und bösem Zustand. Riesige Tanks, eine vollkommen schräg erbaute Lagerhalle und zusammengerollte Netze und Taue, Fischgeruch, Wassergeruch in der Luft, die Sonne kommt durch und spiegelt sich im Wasser. Aber durch den begleitenden Wind ist es nicht sehr warm. Mich fröstelt und ich bin froh, daß der Busfahrer seine Kaffeepause beendet hat.

Genügend Zeit, den Hellusund zu suchen, in dem die Vulcano Show stattfinden soll. Dank des kleinen Stadtplans haben wir ihn auch gut gefunden. Es gab zeitliche Schwierigkeiten, denn wir beide hatten die Uhr im Zelt gelassen, so sind wir eine halbe Stunde zu früh dran. Um drei Nachmittags geht es an.

Zwei Stunden Videos von verschiedenen Vulkanausbrüchen auf Island, Bedeutung der vulkanischen Tätigkeit für Island, Teilung der Insel durch die Spalte Amerika - Europa. An dieser Spalte starke vulkanische Tätigkeit. Myvatn, Askja, Heckla, Vatnajökull (unter dem Gletscher ein Vulkanausbruch), Heimei, Surtsey, die Insel, die 1965 aus dem vulkanisch aktiven Meer aufstieg. Sehr spannend und dramatisch gemacht, auch wenn Edi meinte, letztes Mal sei es eher eine Show gewesen, weil Knudsen mehr selbst vorgetragen hatte.

Nach den langen Filmen wandern wir durch die Stadt und diskutierten erst mal das Problem: Campingkocher oder Restaurant. Edis Argument, Campingkocher können wir auch daheim anwerfen, war schlagend. Wir stehen vor dem Lobsterhaus, unschlüssig, aber es hat sowieso noch zu. Nach einer kleinen Wanderung landen wir in einem kleinen, gemütlichen Restaurant mit einem skandinavischen Büffet. All you can eat. Es ist sehr gut. Für unseren Nachtisch muß extra noch Sahne eingekauft werden. Wir sind hinterher so satt, daß wir uns nicht vorstellen können, jemals im Leben wieder etwas zu essen.

Zurück am Campingplatz versucht Edi, sein Hinterrad zu reparieren. Drei muntere und experimentierfreude junge Franzosen haben viel Werkzeug dabei und fangen an, das Rad zu zerlegen. Am Ende stellt sich heraus, daß in einer Cartouche die Lagerung der Kugeln gebrochen war. Das kann nicht repariert werden, sondern muß neu gekauft werden. Armes Rad. Jetzt müssen wir also wirklich ein neues Hinterrad auftreiben. Die Franzosen sind etwas beschämt, daß mit ihrer Hilfe das Rad nun endgültig nicht mehr gebrauchsfähig ist. Dafür probieren sie begeistert mein Liegerad aus. Toll finden sie es.

Nach dieser Aktion bleibt nur noch eine halbe Stunde Zeit für das Schwimmbad, das direkt nebenan ist, was aber auch gutgetan hat.

Den Liegeradfahrer, den wir am Myvatn kennengelernt hatten, treffen wir mit seiner Frau hier auch am Campingplatz. Sie sind aus Zeitgründen mit dem Bus gefahren, wir haben die Strecke so geschafft. Jetzt bin ich schon ein wenig stolz darauf.

Freitag, 14. August 1998 zurueck
Reykjavik: Freilichtmuseum

Edi kauft gerade ein neues Hinterrad. Hoffentlich ist er erfolgreich. Natürlich. Er kommt zurück und hat kein neues Hinterrad gekauft, denn der Verkäufer will die Cartouche austauschen und die Felge neu einspeichen. Was auch immer das kosten mag. Es war immerhin ein Fichtel & Sachs Drehlager, das reinkommen soll. Wir gehen deshalb zuerst in das gigantische Schwimmbad nebenan. Die Rutsche muß ich natürlich ausprobieren, was sehr lustig ist, da ich langsamer als die Kinder rutsche, die von hinten auf mich draufprallen und schieben. Edi meint nachher, es sah aus wie eine Entenmama mit ihren Kindern.

Danach gehen wir ins Zelt und kochen die Reste auf, die wir noch haben. Es sind in der Hauptsache zwei Beutel Reis und Trockenpulver. Die spärlichen Überreste wie Jägersoße, Erbswurst und Zucker lassen wir am Campingplatz zurück. Edi holt nach dem Essen das Rad ab. Durch geschicktes Verhandeln schlägt er auf den supergünstigen Preis noch 10 % raus. Es kostet nur ca. DM 50,00. In Tübingen hätte das mindestens das dreifache gekostet. Dafür wird Falkinn im Internet erwähnt (Sudurlansbraut 8, Tel. 581 4670 Reykjavik).

Bauernhofmuseum mit Schauspielerin in AbaerNach dem frugalen Mahl besuchen wir das Reykjaviker Freilichtmuseum, in dem alte Häuser, letzte Jahrhundertwende, aus dem ganzen Land wiederaufgebaut wurden. Das Museum ist im Arbaer, ein wenig außerhalb. Wir müssen mit dem Bus fahren, erwischen zuerst die falsche Richtung, laufen ein wenig, dann zur 5 zurück, um pünktlich zur 3 Uhr Führung einzutreffen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie es in einem drei- oder mehrdächrigen Haus aussah. Ein Teil riecht noch extrem nach Kühen. Von diesen Tieren wurde alles verwendet, einschließlich Pisse, die die Frauen für die Haarpflege verwendeten. Eine torfgedeckte Dorfkirche, lutherisch, der Führer erzählt nette Geschichten, aber nicht sehr engagiert. Man merkt, er hat wenig Lust.

Im Gelände gibt es auch ein im Stil der alten Zeit erbautes Cafe, dort essen wir köstliche Waffeln mit Rhabarbermarmelade und Sahne und Kaffee. Gut gewärmt, es ist draußen sehr frisch und windig, fahren wir mit dem Bus, der schon um die Ecke bog, in die Stadtmitte.

Kleiner Bummel durch die Stadt. Dort geraten wir in ein kleines Cafe, wo wir Apfelringe (warm) und Schlagsahne und tollen Kaffee trinken. Was machen wir am Abend? Edi bleibt vor einem Werbeplakat stehen. Night Lights. Man kennt Island nicht, wenn man dies nicht gesehen hat.

Dralle Männer und Frauen auf den Bildern. Sieht irgendwie komisch aus. Eine Folklore Veranstaltung? Ich ahne Schlimmes. Doch Edi ist überzeugt, daß es toll ist. Ein Restaurant macht Werbung, ein Kombipaket aus Dinner und Theaterbesuch, Skalagotan, nearby the cityhall. Das trifft sich gut. Wir sind noch früh dran und ich wollte sowieso das neue Rathaus und das Althinggebäude sehen. Laut Führer war das Althinggebäude das erste aus behauenem Stein erbaute. Die Isländer wußten nicht, wie man Stein behaut. Für die Torfhäuser gab es genügend von Natur aus flache Steine, Holz war extreme Mangelware, nachdem die Wälder wegen Schiffbau abgeholzt waren, wurde Schwemmholz verwendet. Das Althinggebäude ist etwas düster von vorne, nicht sehr schmuckvoll, wenn man von den Solar-Magazinfriesen absieht, wo Halbreliefs Figuren, Drachen etc. zeigen. Auf der Rückseite aber zeigt das Althing eine schöne große halbrunde Ausformung, die ganz mit alten Glasfenstern bedeckt ist. Ein kleiner Park hin zum Tjörn, dem Stadtsee. Das neue Rathaus ist ganz Glas und Beton. Kühne Konstruktion, die aber meines Erachtens gut reinpaßt. Es paßt vor allem zurHallgrimmskircheHallgrimskirche.

Ein Katzensprung entfernt das Theater, ein entgegengesetzter Katzensprung das Skalagatan-Restaurant. Es ist in einem schönen alten isländischen Haus. Äußerst vornehm und auf eine etwas steife Art behaglich. Die Einrichtung aus alten Möbeln und riesigen Ölgemälden ist sehr stilvoll, gehobene Klasse. Auch die Preise. Kristalleuchter, weiße frische Rosen auf dem Tisch. Die Speisen werden nach alter Schule mit Deckel effektvoll präsentiert. Ein Fischmenue, selten so gut und stilvoll gegessen. Edi und ich genießen das gute Essen, die stilvolle Atmosphäre. Edi hat ein Ehepaar im Auge, das an einem Erkertisch thront. Zu Anfang lassen sich beide am gut gedeckten Tisch unter den Kristalleuchtern fotografieren. Man sieht beiden die Aufregung an, wie sie sich köstlich freuen. Auf eine skurrile Art und Weise, daß es wahrscheinlich Briten waren.

Im Nu ist es halb neun durch und der Führer zum Theater kommt, um die Gäste abzuholen. Wer wohl alles das Theater besucht? Außer uns natürlich das britische Ehepaar, sonst niemand. Die Vorstellung ist für Freitagabend nicht so gut besucht. Kaum halb gefüllter Raum im Foyer und der ganze hintere Saal und die Ränge sind leer. Es ist eine sehr schöne Vorstellung mit einem sehr feinen, britischen Humor. Die Sagenwelt und die Geschichte Islands werden unterhaltsam, teilweise schaurig-schön dargestellt. Eine Vorstellung der folkloristischen Tänze und Lieder bekommen wir auch. Ein interessanter, richtig schöner und festlicher Abschluß unserer Reise.

Mit dem Bus, einmal umsteigen, sind wir wieder am Campingplatz.

Samstag, 15. August 1998 zurueck 48 km
Start: 12:00
Abschnitt: Reykjavik - Keflavik

Um neun Uhr erst aufgestanden. Die Sonne scheint! Heute heißt es alles gut einpacken und nach Keflavik zum Flughafen radeln. Leider! Die übriggebliebenen Lebensmittel können wir am Campingplatz zurücklassen, wo es einen Vorratsraum dafür gibt, an dem sich Neuangekommene bedienen können. Gegen 12 Uhr brechen wir mit dem Fahrrad in Richtung Keflavik auf. Edi nimmt zielsicher wieder die wenigen Radwege von Reykjavik, die uns vorbei am städtischen Autobahndreieck und in Wohngebiete führen. Weiter draußen durch ein hübsch gelegenes Naherholungsgebiet.

Zuvor passiert jedoch wieder eine Panne: Edis Gangseil bricht und zudem macht der hintere Umwerfer Probleme, indem er nicht die Gänge findet. Das Problem mit dem Gangseil löst Edi, indem er ein Zahnrad, das mittlere, fest einstellte, so erreichen wir mit Schwierigkeiten den Rand der Stadt. Nach einigen Kilometern Radweg, Wanderweg, Rottelstrecke, noch nicht fertiggebaute Straße, über eine Wiese, durch eine Unterführung, die im nichts endete, erreichen wir die Straße nach Keflavik. Um dorthin zu kommen, müssen wir nach der Unterführung einen sehr sehr steilen Hang hochschieben. Ich habe wirklich ständig gedacht, das Fahrrad rollt mit mir zusammen wieder rückwärts. Es geht dann aber langsam doch.

Fischgestelle bei KeflavikDie Straße hat sehr viel Verkehr, zum Glück gibt es einen schmalen geteerten Seitenstreifen, der einen die vierzig Kilometer überstehen läßt. Der Wind kommt seitlich von links und ist zeitweise sehr stark. Aber das hat Edi ja schon gesagt.

Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen und es ist kalt. Nach ein paar Riegelepausen und einer weiteren Reparatur an der Gangschaltung sind wir um 4 Uhr nachmittags 5 Kilometer von Keflavik entfernt, als eine Tankstelle mit Raststätte auftaucht. Beide haben wir Hunger, so daß wir reingehen. Es gibt Pitta mit Chinakohl, Gurken mit Majonaise, sehr frisch für isländische Verhältnisse, Hamburger und Fritten. Die Fritten werden in einem Plastikkörbchen serviert, wie sie bei uns für Besteck verwendet werden. Schmecken ganz gut, wenn man Hunger hat. Als wir draußen sind, haben wir das Gefühl, daß es noch kälter geworden ist. Deshalb will ich so schnell wie möglich zum Flughafen und mich dort niederlassen. Das tun wir auch und sind dann um halb sechs Uhr dort.

Ich habe noch nie so einen einsamen, langweiligen Flughafen gesehen. Es gibt keine Geschäfte in den Warteräumen und in der Eincheckhalle. Wir entscheiden dann, doch noch Keflavik, die große Flughafenstadt zu besichtigen. Das Wetter wird auch besser, der Wind ist nicht mehr so kalt, so fahren wir die drei Kilometer zurück und sehen uns die Mini-Stadt am Flughafen an. Edi meint, sie sei sehr amerikanisch. Nur die Straße, an der entlang die Stadt sich mit niedrigen, schmucklosen Gebäuden langzieht, sei zu klein, zu wenig breit für einen Broadway.

Bei Olsens finden wir auch die typisch amerikanische Snackbar, Nummernschilder der verschiedensten US-Staaten sind an die Wand gepinnt, es gibt eine Jukebox und die amerikanischen Helden, Marilyn Monroe, Elvis und James Dean grüssen von der Wand, selbst noch auf und vor der Toilette. Das typisch amerikanische streng streng durchgezogen, auch was die Einrichtung betrifft. Sehr originell für Island, aber es liegt daran, daß hinter dem Flughafen ein amerikanischer Stützpunkt liegt. Gegen 8 Uhr sind wir wieder am Flughafen. Die Dorfjugend hatte die Räder gut aufgenommen, einmal bin ich schier vom Rad gefallen, als ein vorbeifahrendes Auto die Scheibe runterdrehte und einer vor Begeisterung laut schrie. Und gehupt wurde ständig. Am Flughafen treffen wir auch ein nettes Pärchen aus der Gegend von Linz. Es hatte eine fünfwöchige Radtour abgeschlossen, wobei sie an der Südküste den Bus benutzten. Wir gehören zu den wenigen, die nie den Bus benutzten, da bin ich schon stolz darauf.

Die Wartezeit zieht sich hin, weil der Abflug um eine dreiviertel Stunde auf ein Uhr in der Nacht verschoben wird (starker Gegenwind). Dabei haben wir noch Glück, der Flug der Linzer nach München verschiebt sich auf halb drei. Edi versorgt die Räder und das Gepäck und schafft es, daß die Räder ohne weitere Berechnung mitgenommen werden. Immer wieder hören wir von Mitreisenden: Das sind die Liegeräder, die wir unterwegs gesehen haben. Inzwischen sind am Flughafen alle Kioske geschlossen, so daß es nur noch Automaten gibt, um etwas zum Essen und Trinken zu organisieren. Ich muß deshalb noch Geld in Kronen Münzen eintauschen, Getränke kann ich auch bekommen, aber bei den Sandwiches streikte der Automat und zeigt nur ein leeres Fach. Ich beschwere mich zwar an allen erdenklichen Stellen, aber es ist niemand mehr da, der mir helfen kann. Also das nächste Mal dran denken, daß der Flughafen nicht sehr belebt ist.

Sonntag, 16. August 1998 zurueck Abschnitt: Keflavik - Tuebingen

Außer man geht gleich mit der Boardkarte in den ersten Stock. Das tun wir gegen halb elf. Dort oben ist das eigentliche Leben. Glitzernde Läden, alles taxfree, die unmöglichsten Dinge gibt es zu kaufen, einschließlich teuerer Stereoanlagen, die Auswahl an Lebensmitteln, vor allem Lachs, ist nicht sehr gut und vor allem gar nicht billiger als hier bei uns. Deshalb kaufen wir nichts.

Die Sitzplätze sind vollständig besetzt, vor allem, weil etliche auf den Sitzen schlafen. Deshalb setzen wir uns ins Restaurant, wo wir mit einem bayrischen Ehepaar ins Gespräch kommen, die begeistert von ihrer Busreise erzählen. Um ein Uhr pünktlich startet die Maschine mit Aerolloyd. Der Flug dauert zwei Stunden 45 Minuten bis Frankfurt. Ich habe nicht viel geschlafen, aber Edi. Um sechs Uhr hiesige Zeit kämpfen wir uns über die vielen Rolltreppen des Flughafens zur Flughafenbahn, von dort zum Hauptbahnhof. Die Flughafenbahn sieht sehr futuristisch aus. Man meint, es geht in einen Gang, dabei ist dort der versteckte Bahnsteig. Nach Stuttgart erwischen wir einen Bummelzug, der erst um zwölf Uhr dort kommt und überall hält: Michelstadt, Ebersberg, Heilbronn. An den Bahnhöfen Frankfurt und Stuttgart kaufen wir zu essen und trinken, insgesamt 4,5 Liter Flüssigkeit, mehr als in der Wüste zur Verfügung hatten. Je weiter es in den Tag ging, desto unangenehmer wird es, daß wir keine leichten Kleider anhaben. Hier herrscht knallheißer Sommer, die Umstellung ist extrem, schließlich froren wir in Reykjavik noch. Als wir zuhause ankommen, sofort unter die Dusche, Post und Zeitungen sichten, dann Eltern anrufen.

Dann schlafen legen. Um halb neun Hunger bekommen und noch in den Biergarten gegangen. Toller Abschluß mit einem Eis vom Italiener in der Tübinger Altstadt.

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