Ein Reisebericht von Anne Eberhardt und Eduard Heindl
Die Beladung der Liegeräder
Wir sind mit dem gefederten Peer Gynt Liegefahrrad der Firma Radius aus
Münster auf Tour gegangen. Ein Fahrad hatte einen Zipper, beide Hydraulikbremsen,
Schwalbe Maraton Reifen, Shimano Lager und Schaltungen, zumindest am Anfang.
Für das Gepäck wurden Ortlieb Wasserdicht Taschen eingesetzt,
aus Erfahrungen auf einer früheren Tour in Island wurde versucht,
möglichst wenig Gewicht direkt am Gepäckträger zu befestigen,
da dieser bei den Holperstraßen sonst bricht, was tatsächlich
vermieden wurde.
Der Zipper ist ein idealer Regenschutz, zudem verstärkt er
den Effekt von Rückenwind. Selbst Seitenwind schiebt, da ein
Segeleffekt auftritt. Gegenwind kann nicht ganz so eklig angreifen.
Unter dem ZZipper findet der Schlafsack einen trockenen und trotzdem
luftigen Platz.
In die Querstange des Zippers ist zudem eine Ortlieb Lowridertasche eingehängt,
in der vor allem schwere Lebensmittel transportiert werden.
Die 5 Trinkflaschen (1 Liter) lassen sich beim Liegerad sowohl an
den Sitzholmen als auch an der Zipperhalterung gut befestigen. Damit entlastet
man die Packtaschen vom hohen Flüssigkeitsgewicht.
An der Querstange des Zippers hängt eine Armbanduhr mit Höhenmesser,
an der Hauptstange des Liegerades ist ein Tacho, damit hat der Fahrer alle
Daten im Blick (Cockpit).
An der Rückseite des Sitzes ist an der Querstange jeweils eine Ortlieb
Lenkertasche befestigt. Dieser Bereich ist gefedert und gut geschützt,
hoch über dem Wasser bei Furten, daher sind dort alle Wertsachen und
die Fotoausrüstung drinnen, ausserdem schwere Nahrung wie Schokolade
und das Werkzeug.
In den Packtaschen sind nur relativ leichte Sachen wie Kleidung und darüber
die Isomatten und das Zelt.
Die Übersetzung wurde extrem klein gewählt, der 21. Gang
war 27:34 untersetzt, dies hat sich im gebirgigen Gelände als außerordentlich
angenehm erwiesen.
Fahreigenschaften der Liegeräder
Die spannende Frage war, nachdem ich Island bereits einmal mit dem Mountainbike
auf ähnlicher Route durchquert hatte, ob sich die Liegeräder
ohne Breitreifen für die holprige Hochlandroute eignen. Es hat sich
gezeigt, daß insbesondere der lange Radstand ein erheblich stabileres
Fahrverhalten als bei Mountainbikes zeigt. Die Federung, das Mountainbike
hatte keine, entlastet Genick und Schultern und insbesondere die Handgelenke
bei Wellblechpisten. Die niedrige Sitzhaltung vermittelt ein sicheres Gefühl
bei Bergabfahrten, zur Not ist sofort ein Fuß am Boden.
Gegen den teilweise sehr starken Wind auf Island bieten die niedrigen
Liegeräder weniger Angriffsfläche, was bei ebenen Etappen spürbar
längere Strecken erlaubt.
Allerdings zeigte es sich im Lauf der Fahrt, daß die mechanische
Stabilität insbesondere des Sitzes nicht für solch hohe
Anforderungen ausgelegt ist. Er brach am Ende der ersten Hochlanddurchquerung
und mußte mit Draht geflickt werden, was allerdings ohne Probleme
gelang.
Die Kettenführungsrohre wurden entfernt, da sie bei stärkerer
Verschmutzung den Sand an die Kette rieben, ebenso die Schutzbleche der
Vorderräder.
Riskant war die Verwendung von Hydraulikbremsen, da hierfür
praktisch keine Ersatzteile, Ersatzflüssigkeit mitgenommen wurde.
Das Hinterradlager des schwer beladenen Rades wurde im Lauf der
Fahrt völlig verschlissen, dies läßt sich aber nicht der
Konstruktion des Liegerades anlasten.
Zusammenfassend bleibt zu sagen: Liegeräder sind fast das ideale Fortbewegungsmittel,
da sie ein sehr langsames und schonenderes Fahren ermöglichen.