Der Aufbruch geschieht zügig nach lauter Nacht ohne Frühstück in Richtung Kufstein
Die Strecke verläuft zunächst extrem flach, wir kaufen uns in Wattens
Milch und große Kümmelwecken Tiroler Bauart (riesig) und fahren den Radweg
weiter, bis ein einigermaßen geeigneter Platz zwischen Autobahn und Bahnstrecke
uns zum Frühstück einlädt.
Die
vorbeikommenden Radler und Dorfbewohner bewundern wie immer die Räder, sowas
hat man hier noch nicht gesehen. Die Strecke führt nun leider sehr an der Autobahn
entlang, die überdies aufgrund des Wochenendverkehrs gut gefüllt ist. Der leichte
Gegenwind bringt uns jetzt auch noch Regen, erst vorsichtig, Tröpfchen
für Tröpfchen, aber dann doch so heftig, daß wir die Regenanoraks auspacken
müssen.
Der
Zipper hält zwar die Füße trocken, aber in Brixlegg beschließen wir dann doch
vorsichtshalber bei Sigwarts Tiroler Weinstuben einzukehren. Mit unserem
vom Fahrtwind und Regen zerzausten Äußeren sind wir zwar etwas underdressed,
doch zur Mittagszeit wird auch in Tiroler Sternelokalen noch keine so hohen
Anforderungen an Radwanderer gestellt. Wir genießen zunächst den perfekten Service
und das in altem Holz gehaltene tiroler Ambiente, bestellen im Übermut Suppe
und Hauptgericht. Doch schon die Vorspeise, Sülze mit kleinen Brötchen, zeigt
uns, daß die Portionen selbst unseren Radlermagen etwas strapazieren. Edi gibt
nach der sehr reichhaltigen Bouillabaisse und zwei Radlern bald auf, Anne gelingt
es jedoch, das wirklich leckere Fischgericht Edis, Felchen aus dem Achensee
doch noch vor dem Wirt zu retten. Die Bedienung bemerkt wohl am Schluß unsere
Sättigung und frägt, ob wir noch einen Schnaps wollen. Edi gönnt sich eine Williamsbirne.
Hundertdreißig Mark ärmer und für diesen Tag nun erstmal satt, geht es weiter
durch das lausige Wetter, dem Inn entlang nach Kufstein.
Edis
Beine sind bleischwer, sein Wunsch, auf sonnigem Innsand eine Weile auszuruhen,
kann noch nicht erfüllt werden, es mangelt an Sonne. Trotzdem suchen wir an
einer
wirklich
schönen Stelle hinter Kundel das Inn-Ufer auf und genießen die Mittagsruhe.
Inzwischen hat es völlig zu regnen aufgehört und hauchfeine Nebelschwaden
begleiten den Inn. Bald geht's weiter, Wörgl hinter uns lassend, kommt die Sonne
heraus und an einer schönen Stelle können wir jetzt tatsächlich feinen Innsand
mit Sonnenstrahlen auf weißem Handtuch genießen.
Kurz
vor Kufstein wieder hochverdichtete Verkehrsträgerführung: oben Autobahn,
darunter eine zweigleisige internationale Bahntrasse und in die Erde
bereits eingegraben der Radweg und kurz dahinter alles auf Brücken wieder
den Inn überquerend. Wir sehen die Festung Kufstein, die an dieser Engstelle
wohl früher das Tal verteidigen mußte, und suchen erstmal hinter der Fußgängerzone
den Zeltplatz.

Dieser liegt jedoch nicht Inn-abwärts, wie zunächst vermutet, sondern einen
Kilometer Inn-aufwärts auf der Ostseite, beim Bärenwirt. Er ist fest
in holländischer Hand, wir campen am äußersten Ende des Platzes. Nachdem das
Zelt steht, wieder zurück in die Stadt und gemütliches Postkartenschreiben und
Capucchinotrinken am Inn-Ufer und dann am steilen Stadtplatz mit Biergarten
ein Abendtrunk. Der Rückweg zum Zeltplatz führt uns an Aurachs Löchle vorbei,
das den legendären Ruf von Kufstein in der älteren Generation begründet.
Am
Zeltplatz versucht noch ein Ungar, die Feinheiten unserer Räder zu verstehen,
und beschwert sich über das schlechte Wetter hier. Dabei klingt der Regentag
sonnig aus. Wir zumindestens sind zufrieden. 70,51 Kilometer haben wir zurückgelegt.
Und weiter nach Mühldorf
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